Schaumwein: Ein prickelnder Genuss
Der Schaumwein ist ein charismatischer Wein. Sein Genuss hat immer auch etwas mit Belohnung, Feier oder einem speziellen Moment zu tun. Zumindest vermittelt er uns dieses Gefühl.
Text: Chandra Kurt
Foto: Gian Vaitl
Eine Flasche Schaumwein zu öffnen ist für mich ein spezieller Moment. Auch nach all den Jahren, in denen ich täglich verschiedene Weine entkorke oder aufschraube. Beim Schaumwein denke ich automatisch an etwas beschwingend Positives. Dies hat nichts mit dem Geschmack des jeweiligen Weines zu tun oder gar mit der Art und Grösse seiner CO2-Bläschen, sondern vielmehr mit seiner Geschichte. Und die beginnt in Frankreich, als Mitte des 17. Jahrhunderts aus Zufall der Champagner entstanden ist. Auch wenn seine Entdeckung auf einem Fehler des Kellermeisters basierte, begeisterte sein neuartiger Geschmack und vor allem sein Prickeln schnell die Aristokratie innerhalb und ausserhalb Frankreichs. Im Nu wurde an sämtlichen Festen und Empfängen Schaumwein serviert – eine Tradition, die sich bis heute gehalten hat und an die wir bei seinem Genuss automatisch denken.
Immer schön gekühlt
Ich muss zugeben, dass ich regelmässig Schaumwein trinke. Sehr gerne entkorke ich eine Flasche, wenn ich freitags vom Markt nach Hause komme, alle frischen Köstlichkeiten auspacke und mir überlege, welche Gerichte ich am Wochenende koche. Dazu esse ich sehr gerne ein paar Stücke reifen Sbrinz. Generell passt Schaumwein sehr gut zu reifen, salzigen Käsesorten. Interessant ist auch seine Kombination mit einer Schlachtplatte – das passt hervorragend. Wichtig ist, dass der Schaumwein immer schön kühl genossen wird. 8 bis 10 Grad sind ideal – ein im Geschmack frischerer kann auch kühler serviert werden und einer, der eher opulent und kräftig ist, kann auch ein Grad mehr haben. Zu warm darf er allerdings nicht werden, denn sonst erscheint er pappig und platt. Auch wirken dann die CO2-Bläschen unangenehm im Gaumen. An ihnen erkennt man übrigens die Qualität eines Schaumweins. Idealerweise sind sie nicht zu gross und auch nicht zu aggressiv. Man sollte einen Schluck Schaumwein trinken können, ohne das Gefühl zu haben, ein ganzes Schaumbad zu verschlucken. Die Bläschen werden auch Mousse genannt, und diese sollte vom ersten bis zum letzten Tropfen präsent sein und immer mit gleicher Intensität den Gaumen wachkitzeln.
Flûtes oder Schale?
Bei der Wahl des Schaumweinglases haben wir verschiedene Möglichkeiten. Die Flûte ist am bekanntesten. Darin sieht man wunderbar, wie die unzähligen Bläschen nach oben tänzeln. Vorsicht bei Flûtes, die einen Stiel haben, der sich ebenfalls mit Schaumwein füllt. Halten wir dieses Glas in der Hand, wärmt sich der Wein zu schnell auf. Kontrovers ist die Diskussion um die Schale. Persönlich trinke ich sehr gerne Schaumwein daraus – allerdings nicht die hochwertigsten Abfüllungen, sondern süffige Apéroweine. Ich finde, dass die Schale etwas Unkompliziertes, Sympathisches vermittelt.
Der Wein in einer offenen Schaumweinflasche kann auch am nächsten Tag noch gut sein. Es kommt ganz auf den Weintyp an. Je komplexer, umso länger hält sich der Wein. Ganz einfache Schaumweine sollten am selben Tag getrunken werden. Will man eine Flasche für den nächsten Tag aufheben, kann man sie mit den speziellen Schaumweinverschlüssen zustöpseln und in den Kühlschrank stellen. Was man nicht tun sollte, ist einen Korken hineinzupressen, da er über Nacht durch das sanft entweichende CO2 wieder herausgedrückt wird.